Mediascape
Life=Code?
mcstriker, 20:42h
Die Ars Electronica im österreichischen Linz ist mit Abstand die älteste Veranstaltung im Bereich elektronische Medien, Kunst, Gesellschaft. Dieses Jahr stand das Festival unter dem Motto „Code – The Language of our Time“.

Wenn Code – also die Funktionsweise von Software – wirklich die Sprache unserer Zeit ist, dann bekommen die meisten Menschen davon nichts mit – geschweige denn, sie verstehen diese Sprache oder können sie gar selbst nutzen.
Der Computer ist im Unterschied zu allen anderen neuen Medien eine universelle Zeichenmaschine. Doch davon ist immer weniger zu merken. Zwar können einige mit der Markup-Sprache HTML umgehen, doch wo man noch vor 10 Jahren Anweisungen in Textform eingeben musste, klickt man heute auf bunte Bildchen. Damals lerne man im Informatik-Unterricht in der Schule nicht etwa den Umgang mit Anwendungssoftware, sondern das Programmieren in Pascal. Während ein guter Programmierer früher ein Bestseller-Computerspiel noch in einigen Wochen Arbeit in der Garage programmieren konnte, feilen heute große Teams hochspezialisierter Entwickler in jahrelanger Arbeit am Code.
In ähnlichem Maße, wie die Kenntnis und die Thematisierung der Funktionsweise von Software abnimmt, nimmt die Bedeutung, Verbreitung und Komplexität von Software weiter zu. Über sie wird nicht mehr nur das Rechnungswesen in Firmen abgewickelt, sondern das Fotoalbum bearbeitet und archiviert, kommuniziert und die Freizeit gestaltet.
Diese Schere versucht die Ars Electronica 2003 in Linz zu schließen, indem sie dem Code anhand dreier Gleichungen einen denkbar hohen Stellenwert in der Kunst, aber auch für die Gesellschaft insgesamt einräumt: Code=Law, Code=Art und Code=Life.
Code wird hier nicht nur als Programmcode verstanden, sondern auch bspw. auch als Gesetzestext (etymologisch kommt „code“ von „codex“), als biologische Gesetzeslage (Schlagwort „genetischer Code“) oder als eine Grundlage sozialen Handelns ("Verhaltenscodex", "Dresscode").
Die Breite des Begriffs Code und die unterschiedlichen Ansichten der geladenen Gäste und deren sich unterscheidende Tätigkeitsfelder (Kunstfeld, universitäre Forschung, Aktivismus etc.) ergaben insgesamt ein angenehm – und angemessen – differenziertes Bild dieses Komplexes. Eine Differenziertheit, die früheren Festivals vielleicht gut getan hätte, denn dort rief man gerne neue Zeitalter aus, Brüche, nach denen beispielsweise alles, das nicht Cyber-Bindestrich ist, nicht mehr existieren wird.
Online:
Die Web-Site des AE-Centers bietet Videos vieler Vorträge und Diskussionen. Auch die Kataloge sind im Volltext online.
Ars Electronica Festival 2003

Wenn Code – also die Funktionsweise von Software – wirklich die Sprache unserer Zeit ist, dann bekommen die meisten Menschen davon nichts mit – geschweige denn, sie verstehen diese Sprache oder können sie gar selbst nutzen.
Der Computer ist im Unterschied zu allen anderen neuen Medien eine universelle Zeichenmaschine. Doch davon ist immer weniger zu merken. Zwar können einige mit der Markup-Sprache HTML umgehen, doch wo man noch vor 10 Jahren Anweisungen in Textform eingeben musste, klickt man heute auf bunte Bildchen. Damals lerne man im Informatik-Unterricht in der Schule nicht etwa den Umgang mit Anwendungssoftware, sondern das Programmieren in Pascal. Während ein guter Programmierer früher ein Bestseller-Computerspiel noch in einigen Wochen Arbeit in der Garage programmieren konnte, feilen heute große Teams hochspezialisierter Entwickler in jahrelanger Arbeit am Code.
In ähnlichem Maße, wie die Kenntnis und die Thematisierung der Funktionsweise von Software abnimmt, nimmt die Bedeutung, Verbreitung und Komplexität von Software weiter zu. Über sie wird nicht mehr nur das Rechnungswesen in Firmen abgewickelt, sondern das Fotoalbum bearbeitet und archiviert, kommuniziert und die Freizeit gestaltet.
Diese Schere versucht die Ars Electronica 2003 in Linz zu schließen, indem sie dem Code anhand dreier Gleichungen einen denkbar hohen Stellenwert in der Kunst, aber auch für die Gesellschaft insgesamt einräumt: Code=Law, Code=Art und Code=Life.
Code wird hier nicht nur als Programmcode verstanden, sondern auch bspw. auch als Gesetzestext (etymologisch kommt „code“ von „codex“), als biologische Gesetzeslage (Schlagwort „genetischer Code“) oder als eine Grundlage sozialen Handelns ("Verhaltenscodex", "Dresscode").
Die Breite des Begriffs Code und die unterschiedlichen Ansichten der geladenen Gäste und deren sich unterscheidende Tätigkeitsfelder (Kunstfeld, universitäre Forschung, Aktivismus etc.) ergaben insgesamt ein angenehm – und angemessen – differenziertes Bild dieses Komplexes. Eine Differenziertheit, die früheren Festivals vielleicht gut getan hätte, denn dort rief man gerne neue Zeitalter aus, Brüche, nach denen beispielsweise alles, das nicht Cyber-Bindestrich ist, nicht mehr existieren wird.
Online:
Die Web-Site des AE-Centers bietet Videos vieler Vorträge und Diskussionen. Auch die Kataloge sind im Volltext online.
Ars Electronica Festival 2003
... comment
